Rafiqkul

© Schwarzbach, MISEREOR

„Ich heiße Rafiqkul, bin 12 Jahre alt und mehr als nur einer von 15 Millionen Menschen in Kalkutta. Komm mit: Ich zeig dir, wie ich lebe! Das ist mein „Railway-Squatter“ – mitten in Kalkutta. Im Viertel-Stunden-Takt donnern hier Züge über die Schienen, direkt vor unseren Hütten entlang: Erst in der letzten Woche ist ein Freund von einem Zug erwischt worden; man musste ihm sein linkes Bein amputieren.

 

Um kurz nach 5 Uhr stehen meine Zwillingsbrüder (auf dem Foto links und in der Mitte) und ich auf, um Müll zu sammeln. Zwischen Ratten und stinkenden Abfällen suchen wir nach Materialien, die wir später weiter verkaufen können: Plastikflaschen, Kugelschreiberminen und was wir sonst noch so alles finden. Tiljala SHED – eine Partnerorganisation von MISEREOR – hat uns im Aushandeln eines fairen Verkaufspreises geschult; so bekommen wir pro Kilo gesammelter Plastikflaschen immerhin etwa 10 Cent. Mit den Einnahmen unterstützen wir unsere Familie.

 

In der kleinen Vorschule werden wir auf den späteren Schulbesuch vorbereitet. Bänke und Tische haben wir nicht, dafür aber eine schöne Schuluniform. So sind alle Schüler gleich und niemand braucht sich wegen seiner schlechten Kleidung zu schämen. 

 

Beim Fußballspielen habe ich mir das Knie aufgeschlagen. Jetzt ist es total entzündet. Über die Gesundheitsstation von Tilaja SHED bekomme ich die wichtigen Heilsalben und Tabletten, die sich meine Familie sonst nie leisten könnte… In Topsia, einem anderen Viertel von Kalkutta, sind fast alle Männer drogenabhängig. Das Schnüffeln von Klebstoffen genügt ihnen schon lange nicht mehr, um ihre Hoffnungslosigkeit zu betäuben.

 

Auf den Bahngleisen vor unseren Hütten spielen, waschen und kochen mehr als 350 Familien. Heute spielen Maidul, Saidul und ich Carrom! Wenn ein Zug kommt, räumen wir schnell die Spielsteine weg - das Brett kann stehenbleiben.“ 

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